Als
die Alternative für Deutschland am 6. Februar 2013 von Bernd Lucke und
einigen anderen gegründet wurde, geschah das aus einer Kritik an der
Euro-Rettungspolitik der EU und Deutschlands heraus. Sie favorisierte
den Ausstieg aus dem Euro und die Rückkehr der D-Mark, was ja damals
nicht zwingend abwegig war und zumindest ein Denkmuster darstellte. Die
Kritik an der Europolitik zog sich schließlich durch alle Parteien.
Nun
muss man sich eingestehen, dass eine neue junge Partei instabil ist.
Sie ist offen für alle möglichen Einflüsse. Richtungsentscheidungen sind
im Grunde noch nicht erfolgt. Die einzige Richtungsentscheidung, die es
gab, war die elementare Kritik an der EU und dem Euro und somit war der
Grundstein für das heuteige nationalistische Auftreten der AfD gelegt.
Die Führung der Partei selbst war jedoch in keiner Weise gefestigt, was
dazu führte, dass Lucke verhältnismäßig schnell durch eine feindliche
Übernahme abserviert wurde und immer mehr nationalisch und auch völkisch
denkende Individuen in die Partei eintraten und diese von eurokritisch
auf nationalistisch umkrempelten.
Ein
weiterer Aspekt war, dass noch die alte Parteiführung sich mit der
nationalistischen Pegida-Bewegung solidarisierte und zu deren
Demonstrationen u.a. in Dresden auftrat. Ob der damaligen Parteiführung
damals noch nicht klar war, was dort bei Pegida passierte oder man es
bewusst in Kauf nahm, ist die Frage die man sich heute stellen muss -
vermutlich war es ein Mix aus beidem. Die Partei konnte somit
erfolgreich von rechten Kräften unterwandert werden.
Die
AfD ist nicht die erste Partei, wo ein ähnliches Konzept der rechten
Unterwanderung zumindest in Angriff genommen wurde. Die Piratenpartei
hatte anfänglich ähnliche Probleme, wobei sich die Parteiführung
frühzeitig gegen Rechts positionierte und somit dem rechten
Übernahmegedanken die Kraft nahm.
Die
Rechte in Deutschland ist schon lange nicht mehr an NPD, DVU oder
Republikanern festzumachen. Die Rechte arbeitet dezentral, was auch
deutlich der NSU-Prozess belegt, in dem die NPD eigentlich nur eine
Nebenrolle spielt. Viel wichtiger waren dabei Organisationen wie "Blood
& Honour" oder einzelne rechte Kameradschaften wie der "Thüringer
Heimatschutz". Der einzelne Bürger mit rechtem Gedankengut, heute als
besorgter Wutbürger aus der Mitte der Gesellschaft im Gespräch, hingegen
fand keine parteipolitische Fläche, die ihm ein Zuhause gab. Die NPD
galt als zu "hardcore" und kam wegen der Überwachung durch den
Verfassungsschutz nicht in Frage, zu schnelle Radikalisierung ist dann
doch unopportun. Der Mitläufer mag es langsam.
Der
Wutbürger folgte zuerst Pegida auf die Straße, fand sich dort wieder
und spätestens mit der europakritischen Auffassung der AfD und deren
Solidarisierung mit Pegida fand man Gelegenheit, sich auch politisch
einzubringen, da Pegida bis heute keine Partei ist.
Zur
Europakritik ist Islam- und Fremdenfeindlichkeit hinzugekommen und das
ewige Streben nach dem vergoldeten Aluhut, dass die rechte Szene schon
immer prägte. Man macht sich in der AfD diese rechtsradikale
verschwörerische Terminologie zueigen und bietet den Leuten, die diesem
Geist nachhängen ein bequemes Zuhause. AfD-Verantwortliche, wie Björn
Höcke, bedienen sich in ihrer Wortwahl rassistischer Ressentiments und
sie finden immer mehr Worte für Andersdenkende: Gutmensch, linksversifft
u.ä. . Demokratie und Meinungsfreiheit fordert die AfD ausschließlich
für sich ein, dem Rest gesteht sie das Recht auf abweichende Meinung
nicht ein, was sie per sé zur undemokratischen Partei macht und wenn man
Gleichnisse zu ähnlichen Parteien in Polen, Tschechien, Niederlande,
Frankreich oder Ungarn zieht, dann ist Demokratie auch nicht das Ziel
dieser Partei und ihrer Gefolgschaft. Das Geschrei von Demokratie und
Meinungsfreiheit ist in diesen Kreise nur eine Hülle.
Letztendlich
ist die AfD aber Bestandteil des Parteienspektrums und es ist ein
Fehler, diese Partei zu ignorieren und aus dem demokratischen Geschehen
auszugrenzen. Tut man dies, nimmt man der AfD jede Verantwortung für
Demokratie, Rechtsstaat und Meinungsfreiheit. Im Gegenteil: Man muss
tagtäglich dieser Partei klarmachen, dass sie nicht außerhalb der
Demokratie steht. Schließt der SWR die Partei aus der Elefantenrunde
aus, ist dies genau das falsche Zeichen und es bestärkt die AfD in der
Annahme, dass überall nur Verschwörung herrscht. Man liefert Futter für
ihre krude Argumentation. Die Partei ist mittlerweile die drittgrößte
politische Kraft in Deutschland und man kann sie nicht wegreden, sondern
muss sich ausgiebig mit ihr auseinandersetzen.
Die
AfD hat bei den Bürgern einen Nerv getroffen: Der Bürger fühlt sich von
der herkömmlichen politischen Szene weder ernstgenommen noch verstanden
und zulange ignorierten die etablierten Parteien auch den Bürger und es
war letztendlich egal, was man wählte, was immer mehr Zweifel an einer
demokratischen Gesellschaft aufkommen ließ. Die AfD hat den Druck auf
die etablierte Politik erhöht, aber noch ist diese nicht bereit, diesen
Druck zur Kenntnis zunehmen oder ihn gar abzubauen. Der Frust- und
Nichtwähler radikalisiert sich mit der AfD und dafür genügen rechte
Standardplatitüden.
Die
NPD hingegen wird es vermutlich nicht mehr lange geben. Sie ist
finanziell am Ende, das Bundesverfassungsgericht verhandelt über ein
Parteiverbot und die große Chance, an die große Politik zu kommen, z.B.
durch einen Einzug in den Bundestag, ist nicht vorhanden. Die AfD wird
durch die Abwanderer aus der NPD und die Rechtsaußen aus CDU, CSU und
FDP noch weiter anwachsen. Die AfD wird im Bundestag einziehen, das ist
aus heutiger Sicht ziemlich sicher und Rechts wird damit geadelt.
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