19.03.2017

Sozial abgehängt?

Das Institut der deutschen Wirtschaft hat, wie "Die Zeit" berichtet, in einer Studie herausgefunden, dass die Mitglieder und Anhänger der rechten Partei "Alternative für Deutschland" (kurz AfD) nicht sozial abgehängt, also keine Partei des "Prekariats" wären.
Sie fanden heraus, dass die Mehrzahl der Betroffenen über eine durchaus im Durchschnitt befindliche Bildung geniessen und sogar über mehr Einkommen verfügen, als der Durchschnitt der Deutschen.

Nun muss man dazu aber auch sagen, dass die Anwendung der durchschnittlichen Bildung im Alltag dann doch arg zu wünschen lässt und dass die AfD nicht die Partei des Prekariats ist, erkennt man deutlich an den bisher veröffentlichen Parteipositionen, denen natürlich auch die von der Studie Betroffenen folgen.

Allerdings sind Bildung und Einkommen nicht ausschließlich die Merkmale, die den Begriff "sozial" ausmachen und ggf. jemanden "sozial abgehängt" da stehen lassen. Ein wichtiges, drittes Merkmal ist die soziale Kompetenz und die fehlt bei den Betroffenen nahezu völlig. Es kommt ebenso noch das Merkmal der gesellschaftlichen Kompetenz hinzu. Auch hier tendiert der geneigte AfD-Anhänger gen Null.

Der AfD-Anhänger, ganz wie die Partei selbst, hält sich durchaus für elitär und nimmt nicht gerne soziale und gesellschaftliche Verantwortung wahr. Er lehnt sie schlichtweg ab. Das fängt bei der gesellschaftlichen Verantwortung für einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk an, geht über die Ablehnung der europäischen Ideale und endet bei der Ablehnung der Teilhabe an einem gemeischaftlich und gesellschaftlich getragenen Sozialstaat. Dabei lasse ich gezielt die Flüchtlingsproblematik unberücksichtigt.

Der AfD-Anhänger ist geprägt von Neid, materiellen Verlustängsten und der strikten Ablehnung der Teilhabe an gesellschaftlichem, sozialem Miteinander und damit verbundener Verantwortung. Er ist nationalistisch und ständig auf der Suche nach neuen Feindbildern, in- und ausländischer Art, denen er die Schuld für alles Elend dieser Welt geben kann. Er ist geprägt von schierem Schwarz-Weiss-Denken und das allgemein und nicht nur auf rassistischer Ebene.
Teils manisch verweigert er auch damit jede Verantwortung für sich selbst. Die AfD als Sammelbecken für Soziopathen zu bezeichnen, geht in der Summe vielleicht etwas weit, überspitzt trifft es allerdings durchaus den Kern. Eine spezielle Art der Egomanen sind sie allemal. Schuld an eigenen Defiziten haben immer andere, nie der AfD-Anhänger selbst.

Etwas stimmt jedoch dennoch in der Studie: Sie sind auch eine Gruppe Pessimisten, man kann sie sogar als krankhafte Schwarzseher betrachten. Hier unterscheiden sie sich kaum von einer Weltuntergangssekte. Dauerdepression.

Aufgrund dieser politischen, sozialen und gesellschaftlichen Defizite kann man die Partei und ihre Gefolgschaft durchaus als sozial abgehängt bezeichnen, auch wenn diese Klientel dann im Gegensatz zu vielen anderen - fröhlicheren - Menschen durchaus gut lebt.

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