23.06.2023

Was ist Familie?

Was ist Familie? 

Diese Frage stellt sich heutzutage nicht nur für die einzelnen Menschen. Diese Frage ist ein Politikum geworden.

Ich selbst habe nie so etwas wie eine Familie gehabt. Meine Familie war meine mich alleinerziehende unverheiratete Mutter. Mein Vater war bis zu meinen 13. Lebensjahr nur sporadisch in meinem Leben, danach gar nicht mehr. Eine seinerseits sehr kränkende Randbemerkung seinerseits beendete die sporadische, aber dennoch recht gute Beziehung zu ihm. Nach diesem einen Satz gegenüber meiner Mutter in meinem Beisein war er bei mir komplett unten durch. 

"Ich habe was besseres zu tun, als mich um den Bengel zu kümmern."

Das war die Antwort auf die Frage meiner Mutter bei einem zufälligen Treffen in einer Pankower Kaufhalle, wann er sich denn mal wieder bei seinem Sohn sehen lassen wolle. In dem betreffenden Jahr war er nicht einmal zu meinem Geburtstag erschienen.

Meine väterlicherseits existierenden Halbgeschwister kenne ich nicht. Meine Großeltern kenne ich nicht, ich hatte nur eine Stiefgroßmutter mütterlicherseits, die aufgrund ihrer Allüren und Geldgeilheit bei meiner Mutter keinen guten Stand hatte. 

Meine Mutter wollte nie heiraten, sondern letztendlich für sich bleiben. Das führte dazu, dass ich auch Kind eines besonderen "Familienmodells" bin, nicht ohne Folgen. Ich beneidete stets irgendwie meine Klassenkameraden, die eine Familie hatten: Vater, Mutter, Geschwister, Großeltern. Meine Mutter hat für sich entschieden, dass ich mehr oder weniger ohne Vater etc. aufzuwachsen habe.

Somit ist für mich auch klar, was eine Familie ist und darstellt. Jeder soll leben, wie er will. Wer allerdings Kinder in die Welt setzt oder durch Adoption familiäre Verantwortung trägt, muss sich darüber im Klaren sein, dass "Familienmodelle" für die betroffenen Kinder auch folgenreich sind. Eltern oder was sich für solche hält, entscheidet sehr viel Nachhaltiges für und über die Kinder, sei es auf familiärer, gesellschaftlicher oder religiöser Ebene, ohne die Kinder zu fragen oder in irgendeiner Form mit einzubeziehen. Korrekturen dieser Entscheidungen sind für die Kinder im Nachgang nicht oder nur noch schwer möglich. 

Ja, das hatte Folgen. Ich wollte Kinder und wollte sie doch nicht, weil ich immer Angst davor hatte, dass ich meinen Kind(ern) den gleichen Arschlochvater zumuten würde, wie ich ihn letztendlich gehabt habe. Und meine Mutter? Die sorgte dafür, dass ich letztendlich darin noch bestärkt wurde. 

"Warte mit Kindern, bis ich tot bin. Ich will keine Enkelkinder."

Sie ist alt geworden und starb 2018 mit knapp 88 Jahren, ich hätte also lange gewartet. Nichts desto Trotz führte das zu einer konservativen Einstellung zum Thema Familie: Vater, Mutter, Kinder, Großeltern. Mit Familien und insbesondere Kindern macht man keine Experimente und auch wenn sich heute die unterschiedlichsten Konstellationen als Familie sehen, so kann ich dennoch nur davor warnen, dass diese u. U. für die Kinder selbst folgenreich sein können. Und Familienmodelle sind immer Experimente.

Jede und jeder für sich soll leben, wie sie oder er es mag. Aber: Das, was sich dann Eltern nennt, sollte immer daran denken, was sie mit ihren Entscheidungen und Familienmodellen lostreten und wie prägend sie für die Kinder wirken.

Heute, mit knapp 59 ist es zu spät korrigierend zu wirken. Welches Kind will einen Vater, der altersmäßig eigentlich schon der Urgroßvater sein könnte? Der Zug ist abgefahren. Wer jetzt denkt, ich hätte eine Midlifecrisis irrt allerdings auch. Ich bereue mein Leben nicht, ich lebe mit den guten Seiten, aber auch mit meinen Fehlern. Ich will aber dafür warnen, dass Eltern das eigene Leben für sich in den Vordergrund stellen und dann meinen, dies bliebe für die Kinder folgenlos und ohne Konsequenzen.

Ich für meinen Teil, werde mit 130 von der Welt abtreten und dann noch ein paar dutzend Jahre als Poltergeist weitermachen und gepflegt der Menschheit auf den Keks gehen. 

So ist der Plan.

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