06.04.2019

Mobilität nur noch für Reiche?

Greta. Ich kann es nicht mehr hören dieses Wort. Genauso wenig wie Brexit. Der derzeitige Hype um die schwedische Jugendliche macht einen krank.

Nein, nicht weil sie unrecht hätte. Im Gegenteil: Sie hat Recht. Definitiv und unbestritten. 
Gemeint sind auch nicht die Schüler und Jugendlichen die jeden Freitag außerhalb jeder Schulpflicht für ihre Zukunft demonstrieren. Auch sie haben Recht und auch das Recht dies so einzufordern, wie sie es tun.

Krank hingegen macht einen dieser schon fast absurde widerwärtige Hype. Krank macht die Anbiederung an Greta und die Kids. Jeder meint, etwas dazu sagen zu müssen. Das Mitteilungsbedürfnis in dieser Sache hat einen Grad an Absuridtät erreicht, der kaum noch zu ertragen ist.

Rechte Kreise prägten im Zusammenhang mit der Wahrnehmung diverser Umweltziele die Begriffe "Ökofaschismus" und "Umweltdiktatur". Schlimme, nahezu widerwärtige Begriffe. Dennoch ist vieles, was jetzt so als Reaktion auf Greta's Engagement an Expertenergüssen in die Öffentlichkeit sickert, nicht weit weg davon, diktatorisch, perfide, selektierend und ausgrenzend zu sein. 

Greta und ihre jugendlichen Freudinnen und Freunde können dafür nicht. Sie werden missbraucht, damit sich einige vermeintliche Experten selbst mit den absurdesten Ideen brüsten und selbst darstellen können und Ergüsse auf fruchtbaren Boden fallen, die vor Jahresfrist noch nicht einmal erwähnt oder zumindest als das entlarvt worden wären, was sie sind: Bullshit.

Im Durchschnitt haben diese Geistesblitze alle ein Ziel: Die Abschaffung der freiheitlichen individualen autonomen Mobilität.
Das Ganze geht einher mit einer einfachen Schuldzuweisung an einen Personenkreis: AutobesitzerInnen und -fahrerInnen. Man hat einen Schuldigen für alle Umweltprobleme dieser Zeit ausgemacht und das ist das Auto. Kein Wort von Industrie oder Abholzung des Regenwaldes oder forstwirtschaftlicher Monokulturen. Kein wort darüber, dass die Industrie erwärmtes Abwasser in Flüsse und Seen leitet. Ungern ein Wort darüber, dass Pestizide erfolgreich unser Ökosystem vergiften.

Mobilität wird in wenigen Jahren, wenn sich diese obskuren Experten durchsetzen, Luxusgut für Reiche. So fordert in einem Spiegel-Interview ein vermeintlicher Verkehrsexperte Andreas Knie, dass jeder Autobesitzer täglich 15 Euro Parkgebühr zahlen müsse. Das entspricht 5475 Euro jährlich. Nebenbei polemisiert er noch mit Zahlen, die so nicht stimmen, wenn sie einfach pauschal in den medialen Raum geworfen werden. So behauptet er, dass es 48 Millionen Kraftfahrzeuge gäbe und dass somit jedes Kraftfahrzeug auf Grund der Bevölkerungszahlen maximal mit zwei Personen fahren würde.

Was K. allerdings in seiner dummdreisten Polemik nicht erwähnt ist, dass diese 48 Millionen Kraftfahrzeuge nicht nur private PKW's sind, sondern zu einem großen Teil auch Firmenfahrzeuge, Krankenwagen, Polizeifahrzeuge - eben alles, was in irgendeiner Form in Deutschland als PKW zugelassen ist. Kein Wort davon, dass es eben diese Fahrzeuge sind, die eben auch unsere Wirtschaft aufrecht erhalten.

Die Abschaffung und drastische Verteuerung des Individualverkehrs wird hingegen bewirken, dass es nur noch Reichen möglich sein wird, sich innerhalb eines Fahrrad optimierten Verkehrsraumes frei zu bewegen. Dafür sorgt alleine schon das dürftige, dafür teure Angebot der öffentlichen Verkehrsmittel. Wenn eine spontane Fahrt mit der Bahn von Berlin nach München 153 Euro kostet, mit dem Auto hingegen um die 50 Euro ist auch unter Berücksichtigung der Anfahrten zum Bahnhof die Priorität klar, zumindest für den, der die Wahl hat. Hinzu kommt noch, dass man fahren muss, wenn man darf und nicht, wenn man möchte oder kann.

Die Wahl ist es, in der Politik wie im Leben, die Freiheit von Diktatur unterscheidet. Offensichtlich wollen bestimmte Personenkreise nicht mehr, dass sich der gemeine Pöbel aus seinem Gebiet herausbewegt. Wer solche Vorschläge unterbreitet, wie Herr Knie, der will Mobilität über dieses Gebiet hinaus nur noch für einen kleinen elitären Kreis und damit sind wir schon mitten in einer Diktatur. Es geht nicht um Ökologie und Umweltschutz, es geht um Kontrolle. Gepaart mit zunehmender Kontrolle des Internets wird es dann tatsächlich gefährlich für die Freiheit der Menschen. Wir werden zurückkatapultiert ins Mittelalter, wo nur die Herrschenden das Reiseprivileg hatten. 

Aber damit hört es immer noch nicht auf. Der nächste Zugriff auf die Selbstbestimmung des Menschen wartet schon und zwar beim Essen. Mittlerweile ist es auch da en vogue über Fleischesser oder Nutzer von tierischen Produkten öffentlich herzufallen.

Wir sind da auf einem sehr schlechten Pfad.

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