27.05.2016

Wie eine neue EU-Richtlinie die Pfründe der Banken angreift und der Focus hetzt ...

Ein Beitrag von Focus-Online hat mal wieder die Frage bei mir aufgeworfen, ob einige Pressevertreter wirklich nur dumm sind, was an sich schon dramatisch wäre, oder tatsächlich irgendwelche komischen Ziele verfolgt werden. Hier das "nette" Beispiel:

http://www.focus.de/immobilien/finanzieren/niedrige-zinsen-nutzen-nur-den-reichen-wegen-neuer-eu-richtlinie-fuer-viele-deutsche-platzt-jetzt-der-traum-vom-eigenheim_id_5558139.html

Worum geht's?
Es geht um Otto Normalverbraucher's Immobilienkredite, deren Vergabe durch die Banken wegen einer neuen EU-Richtlinie etwas schwieriger geworden ist. 
Die derzeit durch kaum vorhandene Zinsen für Baukredite sind für Normalverbraucher's Häuslebau natürlich verlockend, das ist verständlich und nachvollziehbar. Wer träumt nicht vom netten Eigenheim?

Bisher war es allerdings so, dass die Banken bei der Kreditvergabe kaum noch auf die Realitätsnähe achten mussten und Eigenheime auch oftmals mit nur geringem oder gar keinem Eigenkapital erworben oder gebaut werden konnten. Auch Sicherheiten waren kaum wirklich gefragt. Ein fester Arbeitsvertrag mit einem halbwegs vernünftigen Lohn und eine saubere SCHUFA reichten oftmals aus. So, wie in den USA vor der Immobilienkrise von 2008.

Die EU-Richtlinie legt nun härtere Bedingungen fest, die durch Häuslebauer und Banken erfüllt werden müssen und dazu gehört, dass die Kredithöhe nur so hoch sein darf, dass Häuslebauer diesen Kredit auch innerhalb seines statistischen Lebensalters auch zurückzahlen kann und das trifft nicht nur Häuslebauer, sondern auch Erwerber von Wohnmobilien zum Zwecke der Wertanlage.
Einen solchen Negativfall kenne ich aus dem eigenen Bekanntenkreis. Der Betroffene hätte 88 Jahre alt werden und die erwirtschafteten Mieteinnahmen bis dahin komplett einsetzen müssen, um den Kredit abzuzahlen. Eine Beratung und Aufklärung darüber erfolgte nicht, im Gegenteil. Bereits wenige Mietausfälle hätten dramatische Löcher ins Budget getrieben, abgesehen davon, dass ja noch Betriebskosten anfallen, die nicht auf Mieter umlegbar sind. Es war von vornherein ein als Altersvorsorge angepriesenes Minusgeschäft, in das der Betroffene getappt ist.

Dem schiebt die EU nun ein Riegel vor. Die Banken müssen, bevor sie Immobilienkredite vergeben, beraten und prüfen. Tun sie das nicht so, wie vorgeschrieben, sind sie zum einen schadensersatzpflichtig und zum anderen bekommen sie drastische Strafen aufgebrummt - und dass ist auch richtig so.

Nun wettert der Focus, Immobilienkredite wäre jetzt nur noch etwas für Reiche und sorgt sich um den armen kleinen Mann. Entweder ist da etwas dramatisch falsch gedacht oder man sorgt sich eher um die Pfründe der Banken, deren Leben ja das Kreditgeschäft ist. Ich denke, dass Letzteres der Fall ist.

Sicherlich haben weniger jetzt die Chance, eine Immobilie zu erwerben. Es stellt sich allerdings die Frage, ob die wirklich schlecht ist. Aus meiner Sicht ist das eine gute Sache.
Generell bin ich eh der Meinung, man soll nur das kaufen, was man sich auch wirklich leisten kann, aber dass ist eine erfahrungsbedingte ureigenste Einstellung.
Diese EU-Richtlinie schützt hingegen die Immobilienkäufer, eben weil man nicht mehr so einfach eine Immobilie finanzieren kann, wenn das Ganze eigentlich über den tatsächlichen Verhältnissen des Käufers liegt. Auch der Finanzmarkt wird dadurch gestützt, weil dadurch zumindest in der EU nicht mehr so schnell eine Situation hervorgerufen werden kann, wie in den USA 2008 und der Lehman-Pleite, für deren Ausgleich und Rettung der Banken wieder der Steuerzahler haften muss.
Auch der derzeit durch eben diese Nachfrage vollkommen aus dem Ruder gelaufene und überbewertete Immobilienmarkt wird sich wieder etwas beruhigen, weil die Nachfrage sinken wird. Auch in der EU wurde durch die Banken eine dramatische Immobilienblase geschaffen, die vermutlich irgendwann zum Platzen kommt. Die EU-Richtlinie ist da der richtige Schritt, dem entgegenzuwirken, auch wenn sie nur für Neuverträge oder neue Umschuldungen greift.

Der Focus hingegen sollte sich genau überlegen, ob er weiter gegen diese EU-Richtlinie hetzt oder ob tatsächlich einmal außerhalb des Interesses der Banken darüber nachgedacht wird, was die tatsächliche Wirkung von Überschuldung durch Immobilienkäufe ist.



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